Als Dieter diese Einladung via mail geschickt hat, war mein erster Gedanke, dass es solche Wörter doch gar nicht geben dürfte. Aber, so lang das Wort auch sein mag, der Turniermodus war mit 15 Minuten ein kurzer und das von mir so ungeliebte Inkrement kam immerhin auch nicht zum Tragen. Warum also nicht?
Im Vorfeld wurde über die Mannschaftsaufstellung diskutiert und eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir zwei Viererteams bilden können. Leider gab es dann doch wieder kurzfristige Absagen, so dass es nur ein Vilbeler Team im Turnier gab. Am Brett eins saß unser Adem, Joscha, extra aus Heilbronn angereist, am Brett zwei, mein Platz war das dritte Brett und Mauri am vierten. Für alle Fälle hatten wir noch Uli als Ersatzmann.
Gleich die erste Runde hatten wir gegen Bad Homburg 4 zu spielen und das ging leider gar nicht gut aus. Lediglich Adem konnte einen Sieg erzielen, auf den anderen Brettern mussten wir uns geschlagen geben. Aber wer weiß, vielleicht war diese Niederlage ja auch nötig um uns wach zu rütteln, jedenfalls verliefen die kommenden Runden deutlich besser. Wir konnten jede mal mehr, mal weniger deutlich für uns entscheiden. Insbesondere Adem war unglaublich, hat er es doch geschafft aus den 7 Runden 6,5 Punkte zu holen! Einer dieser Siege war besonders spannend, mit einer Leichtfigur weniger wollte er seinem Gegner ein remis anbieten und hat Joscha diesbezüglich um seine Meinung als Mannschaftsführer gefragt. Wer Joscha kennt, kann sich den Wortlaut, mit dem er das abgelehnt hat, ungefähr vorstellen, Adem hat die Partie jedenfalls weiter gespielt und seine beiden verbundenen Freibauern zum Sieg geführt. Was für eine Leistung! Aber ein Team ist eben nur als Team wirklich gut und so kam es letztendlich auf jeden von uns an. Die Runde, in der Adem remis gespielt hat, Joscha seine Partie verloren hat und ich meine gewonnen habe, ließ uns gespannt zu Mauri und dem vierten Brett schauen. Mauris starke Leistung und sein Sieg haben uns diese knappe Runde gerettet.
Damit konnten wir uns dann tatsächlich Hoffnung auf den Turniersieg machen. Vor der letzten Runde hatten wir einen knappen Brettpunkt mehr als unsere Verfolger, Bad Homburg 4. Die letzte Runde konnten wir mit 2,5 Punkten für uns entscheiden und sofort haben wir geschaut, wie sich Bad Homburg geschlagen hat. Ich habe ihnen den Rundensieg ja gegönnt, nur eben nicht mit 3 oder mehr Brettpunkten. Aber genau die 3 Brettpunkte haben sie sich natürlich geholt. Was Nun? Gleiche Punktzahl und gleiche Brettpunktzahl – allerdings hatten wir im direkten Vergleich ja leider verloren. Der Schiedsrichter, Christoph Hambel, hat einen Stichkampf angeordnet. Während Joscha sich über diese neue Chance gefreut hat, waren Mauri und ich skeptisch. Ich habe meinen Gegner als einen guten und taktischen Spieler im Gedächtnis behalten und Mauri sah von vorne herein keine Chance auf einen Sieg an seinem Brett. Mit dieser Einschätzung hat er auch recht behalten, letztendlich hat sein Gegner nicht nur diese Stichkampfrunde gewonnen sondern alle 8 gespielten Partien! Wirklich bemerkenswert.
Unser Stichkampf ging mit einem 2:2 aus, was eine sogenannte „Berliner Wertung“ zur Geltung kommen ließ. Weder Mauri noch ich hatten bisher von ihr gehört (vielleicht hätte ich im Regelkundeseminar doch besser aufpassen sollen…), aber die besagt, dass ein Sieg an einem vorderen Brett höher gewertet wird als eins an einem hinteren Brett. Unsere zwei Brettpunkte kamen von den ersten beiden Brettern und damit wurde die Bad Vilbeler Mannschaft Turniersieger in der Gruppe B.
Natürlich freue ich mich über unseren Sieg, aber es tut mir auch für Bad Homburg leid. Das war ein hervorragendes Team und hätte den Sieg mindestens so viel wie wir verdient gehabt. In so fern erscheint mir diese Berliner Wertung ähnlich effizient zu sein wie eine geworfene Münze, aber sei es drum, was für mich zählt ist der Spaß am Spiel und ich hoffe, dass es allen anderen auch so geht.
Deswegen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Bad Homburg, dass es diesen netten Saisonabschluß ausgerichtet hat. Ein angenehmes Turnier und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Ich freue mich, wenn es nach der kommenden Saison wieder so einen schönen Abschluß gibt.