Vereinsleben in Pandemiezeiten
Noch vor einem Jahr war Corona ein Problem, das China betroffen hat. Am anderen Ende der Welt und unseren Alltag nicht wirklich berührend. Keiner hat geahnt wie schnell sich das ändern sollte. Dieses winzige Virus hat uns alle getroffen. Einige direkt und krank machend, auf jeden Fall aber alle durch die Restriktionen und Vorsichtsmaßnahmen. Natürlich hat es auch unser Vereinsleben verändert.
Der Dienstagabend ist unser Schachabend, das war schon immer so. Mein ganzer Freundeskreis weiß, dass ein Grillabend, ein Kinobesuch oder sonstige Treffen mit mir definitiv nicht an einem Dienstag möglich sind - oder wie meine Schwester es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt bringt "der heilige Dienstag".
Nun hat Corona es geschafft unser wöchentliches Treffen zu vereiteln. Und ich denke ich bin nicht allein, wenn ich sage, unser Vereinsabend fehlt mir definitiv. Zumindest der reale Vereinsabend.... denn wir haben eine Möglichkeit gefunden! Ich bin sehr stolz, dass unser Verein es geschafft hat den Vereinsabend trotz dieser Situation zu retten. Wir treffen uns immer noch jeden Dienstagabend pünktlich um 20 Uhr zum Schach, zwar nicht mehr im Vereinslokal in Bad Vilbel, dafür aber auf lichess.org und bei skype. Natürlich wäre ein richtiger Vereinsabend schöner, aber ein virtueller ist besser als gar keiner. Man muß sich auf das kleine Experiment nur einlassen. Für so manchen war das anfangs nicht ganz einfach, andere wollen leider nicht und wieder andere hatten mit der technischen Ausstattung Probleme. Da ist zum Beispiel die komplizierte Nutzung der F5-taste, unsichtbare Figuren oder Bretter wenn der Internetspeicher voll ist oder die fehlende webcam. Ich habe eine von einem Vereinskollegen zum Geburtstag geschickt bekommen – nun kann man mich auch wieder sehen. Dafür nochmal Danke!
Letztendlich haben es die meisten geschafft an unserem Vereinsabend teilzunehmen. Sogar unser ältestes Vereinsmitglied (ich nenne keine Zahlen, aber er ist mehr als doppelt so alt wie ich!) hat sich auf der Onlineplattform angemeldet.
Und der "neue Vereinsabend" hat ja auch ein paar Vorteile: Klaus, den es beruflich nach Münster verschlagen hat, kann nun wieder jeden Abend am Vereinsabend teilnehmen, der "Dresscode" ist, freundlich ausgedrückt, leger bis bequem und die Bretter bauen sich von ganz alleine auf und ab.
Nach dem Schach sind wir sonst immer zum Abendessen und Kartenspielen zu unserem Griechen umgesiedelt. Auch dafür mußte eine Alternative gefunden werden. Einige von uns probieren ihre Talente am heimischen Herd aus, andere werden liebevoll von den Partnern versorgt. Ich habe Glück, ich bekomme von meiner besseren Hälfte einen Glühwein serviert oder geschnippeltes Obst gebracht und unser Christoph bekommt von seiner Pia regelmäßig Pudding serviert. Wahrscheinlich aber nur, damit er aufhört zu rufen, im wahren Leben kann sie ihn nämlich nicht einfach wie bei einer skype-konferenz stumm schalten.
Nach langem Suchen haben wir auch eine online-Variante fürs Wizardspielen gefunden. Die Seite hat zwar ihre Macken aber wir kommen halbwegs zurecht. Im neuen Jahr 2021 kann unser Hartwig also wieder die Tabelle der Wizardjahreswertung führen und der Wanderpokal bekommt dann vielleicht ein neues Zuhause.
Ich finde es eine großartige Leistung, dass unser Vereinsabend trotz der Pandemie statt findet. Darauf können wir nicht nur stolz sein, es tut auch jedem gut in diesen Zeiten nicht nur alleine zu Hause zu sitzen. Ich hoffe sehr, dass sich auch die Zweifler aufraffen können und mal wieder zum Vereinsabend kommen – anders, aber trotzdem unser Dienstag.